Rail Baltica ist ein Infrastrukturprojekt, welches mittels des Schienenverkehrs die baltischen Staaten ab 2026 verbinden wird. Die Strecke reicht von Tallinn bis Vilnius und Warschau über sieben internationale Bahnhöfe sowie kleinere regionale Stationen. Damit wird der Personen- und Frachtverkehr innerhalb der Region ausgebaut. Des Weiteren ist das Projekt auf die bereits existierende Infrastruktur der Nachbarländer abgestimmt: ab Talliin fährt die Fähre nach Finnland, ab Vilnius besteht die Möglichkeit der Verbindung zum eurasischen Schienennetz und über Warschau wird das Baltikum an das europäische Verkehrsnetz angebunden. Damit ist dieses Projekt ein wesentlicher Schritt zur physischen Integration des Baltikums in die EU, welches kurz- und langfristige positive Effekte generieren soll. Um dies zu erreichen, wurden diverse ökonomische, soziale und ökologische Aspekte in die Planung miteinbezogen.

Durch direkte und indirekte Effekte soll Rail Baltica 18.2 Milliarden Euros Gewinn erwirtschaften. Die 5.8 Milliarden Euro Startkapital werden zu 85% von der EU und zu 15% von Estland, Lettland und Litauen gestellt. Das Projekt ermöglicht den Ausbau von lokaler Industrie sowie den Zugang zu neuen Märkten durch die verbesserte Anbindung. Konkret bedeutet dies für Unternehmen im Baltikum eine vielversprechende Zukunft für ihr wirtschaftliches Umfeld. Es wird einfacher werden Rohstoffe und Waren zu transportieren, was Logistikkosten senkt, regionale Produkte attraktiver macht und die Tür zum EU-Markt öffnet. Dadurch steigen parallel die Investitionen, die wiederum diese Effekte verstärken. Zusätzlich bedeutet eine rasche und bequeme Verbindung, dass Menschen leichter zusammenarbeiten können. Durch das besser genutzte Humankapital können wiederum neue Ideen oder Expertise ausgebaut werden und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Insgesamt wird die Wirtschaft daher dynamischer. Bis diese Vision wahr wird, fördert das Projekt die regionale Wirtschaft durch die Generierung von Arbeitsplätzen in einer durch die Covid-19 Krise geprägten Zeit.

Zusätzlich werden weitere soziale Faktoren gefördert. Die Strecke von Riga nach Tallinn oder Vilnius dauert jeweils unter zwei Stunden. Durch diese zeitlich verkürzten Wege werden positive Effekte wie das vereinfachte Pendeln oder den Ausbau von Tourismus entstehen. Des Weiteren wird das Stadtbild durch den Bau der Bahnhöfe modernisiert und praktischer gemacht. Bei der Planung der Infrastruktur wird stets mit der lokalen Bevölkerung zusammengearbeitet, um bestmögliche Lösungen zu finden. Erstaunlicherweise wurde Rail Baltica zu einem der grössten Kulturprojekte in der Region, da für den Bau extensive archäologische Forschung nötig war. Darüber hinaus soll langfristig durch verminderten Strassenverkehr die Lärmbelastung und Luftverschmutzung reduziert und die Gesundheit der Bevölkerung gefördert werden.

Allgemein hat die Umwelt einen hohen Stellenwert in der Kultur der baltischen Staaten. Daher wurde bei diesem Projekt wert auf umweltfreundliche Lösungen gelegt. Die Züge sind voll elektrifiziert und sollen mit Strom aus nachhaltigen Quellen versorgt werden. Darüber hinaus werden die Bahnhöfe mit nachhaltigen Materialien und Technologien gebaut. Um die Auswirkungen auf die Natur zu minimieren, wurden bei der Planung der Strecke Naturschutzgebiete so gut wie möglich gemieden und zahlreiche Wildbrücken gebaut. Dies ging einher mit Forschung zur Bodenbeschaffenheit und der Bewegungsströme der Wildtiere.

In Estland ist gegen das Projekt Kritik laut geworden. Die Finanzierung und Wahl der Beauftragten Unternehmen wurde als parteilich kritisiert. Des Weiteren wehrten sich vereinzelt Landbesitzer sowie Naturschutzorganisationen in Lettland und Litauen gegen den Bau der Linie. Es wird zudem argumentiert, dass das aktuelle Strassennetz ausreichend für die Versorgung der zukünftigen Nachfrage sei und der Marktanteil für Logistikunternehmen, welche mit LKWs arbeiten verkleinert werden würde. Des Weiteren wurde der Finanzplan und die Rentabilität von RailBaltica bezweifelt.

Insgesamt soll Rail Baltica eine nachhaltige Infrastruktur für Estland, Lettland und Litauen bilden. Dadurch entstehen wirtschaftliche und soziale Chancen, die gleichzeitig die Umwelt schonen. Die wird zudem Region besser in das europäische Transportsystem integriert, was zukünftigen Austausch erleichtert und Zusammenarbeit auf allen Ebenen fördert.

 

Sources:

https://info.railbaltica.org/en/in-brief
https://info.railbaltica.org/en/discover-rail-baltica
https://www.sam.gov.lv/en/projects/rail-baltica-0

https://www.railbaltica.org/benefits/

https://avalikultrailbalticust.ee/PDF/ARB_MMistakesRB_CBA_by_EY.pdf