Dieses Jahr feiern die baltischen Staaten 100 Jahre Unabhängigkeit. Das wichtigste Geschenk hat Litauen ein Jahr vor dem Jubiläum von Deutschland bekommen. 2017 ist die Unabhängigkeitserklärung Litauens von 1918 in Berlin aufgetaucht, die lange Zeit als verschollen galt. Wie war es überhaupt möglich, dass sich das Originaldokument litauischer Unabhängigkeit im Archiv eines anderen Staates gefunden werden konnte?

Ein Blick zurück: Am 16. Februar 1918 war Litauen von Deutschland besetzt und die Originalabschriften der Erklärung gingen deswegen sowohl an Russland, als auch an Deutschland. Das in Litauen aufbewahrte Exemplar verschwand 1940 bei der sowjetischen Besatzung. Seitdem blieb die Frage offen, wo sich die Unabhängigkeitserklärung befinden könnte. Ein großes Unternehmen BM Baltic setzte sogar eine Belohnung von einer Million Euro für die Person an, die das Originaldokument findet und dem Staat zurückbringt.

Die Unabhängigkeitserklärung wurde von einem Dozenten der Universität Kaunas gefunden – Liudas Mažylis. Interessant ist, dass er kein Historiker ist, sondern ursprünglich Chemiker war, der während der Unabhängigkeitsbewegung Ende der 1980er Jahre in die Politik und so schließlich in die Politikwissenschaft geriet. Im Sommer 2016 begann er sich mit der Vorgeschichte der Unabhängigkeit zu befassen, machte sich an die Recherche und fuhr dann nach Berlin, wo er im politischen Archiv des Auswärtigen Amtes die Unabhängigkeitserklärung Litauens schlussendlich fèndig wurde.