Diesen Mai erschien unter der Redaktion und Gestaltung des journalistischen Netzwerkes von n-ost das Heft „Heimspiele – Reiseführer durch die europäische Fußballkultur. Die Medien-NGO n-ost verbindet Journalist:innen und Medien in Europa und steht für transnationale Kooperationen und Solidarität zwischen Medienschaffenden über Ländergrenzen hinweg. Unterstützt und herausgegeben wurde die Publikation durch die DFB-Kulturstiftung.

Unter den schwierigen Voraussetzungen der weltweiten Pandemie und der Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft der Herren um ein Jahr entstand ein buntes Heft, das auf eine gedankliche Reise durch Europas Fußballkultur einlädt. Autor:innen aus vielen Ländern steuerten 19 Texte bei. Neben dem Informationsgehalt der einzelnen Beiträge wartet das Heft mit liebevoll gestalteten Illustrationen, Fotokollagen und ansprechendem Layout auf.

Wie ein Fußballspiel ist auch dieses Magazin in zwei Hälften geteilt. In der ersten „Halbzeit“ finden sich Portraits, allgemeine Überlegungen zum Fußball und seiner Zukunft, sowie Philosophisches und Politisches. Die zweite „Halbzeit“ ist dann Geschichten aus den Teilnehmerländern der EM und deren Schauplätzen gewidmet (Wales, Kroatien, Italien, Finnland, Aserbaidschan, Türkei, Holland, Ungarn, Deutschland).

Im Folgenden kann nicht auf alle Beiträge eingegangen werden. Einige ausgewählte Beispiele sollen einen kleinen Eindruck vermitteln und Lust auf das Weiterlesen machen.

Der gelungene und von Wortwitz sprühende erste Text „Stoff für Geschichten“ von David Winner ordnet den Fußball als Sport mit dramatischem Aufbau ein und erklärt, warum er so viele Menschen begeistert. Die Möglichkeit jederzeit Teil davon zu sein, auch dank moderner Technologien, gemeinsame Erinnerungen, Heldengeschichten und Romantik machen den Fußball zu einem besonderen Sport.

Dass Fußball auch politisch eine Rolle spielt, zeigen die Beiträge „Wenn Raben höher fliegen“ von Ingo Petz und „Viel Gepäck“ von Anne Hahn. Die „Raben“ in Ingo Petz Text sind Spieler und Fans des belarussischen Fußballvereins Krumatschky. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen solidarisierten sie sich mit der Opposition gegen den amtierenden Präsidenten und autokratisch regierenden Aljaksandr Lukaschenka. Der Beitrag berichtet auch von der durch die Politik zerstörte Fanszene. Mit „Viel Gepäck“ nimmt uns Anne Hahn in ihrer Reportage mit auf den Balkan hinein in eine von Nationalismus und dem schweren jugoslawischen Erbe geprägte Fanszene.

Weitere Texte widmen sich den Gefühlswelten der Zuschauer:innen. Pétő Péter beleuchtet in seinem Beitrag „Noch lange nicht satt“ die Hoffnungen und Sehnsuchtsorte des ungarischen Fußballs und seiner Fans. „Die Sommer unseres Lebens“ von Johannes Ehrmann handelt davon, wie prägend das erste große Turnier ihres Lebens für viele Fußballbegeisterte ist. So wie das „Sommermärchen“ von 2006 für eine ganze deutsche Fangeneration, so kann auch diese EM für viele eine mitreißendes und begeisternde Erfahrung werden.

„Kleine Fußballgeschichten“ voll Anekdoten und wissenswerten Fakten sind zwischen den Beiträgen eingestreut. Wussten Sie zum Beispiel, wie der belgische Spieler Jean-Marc Bosman den Fußball für immer veränderte? Auch eine Sammlung spezieller Fußballwörter aus unterschiedlichen Sprachen lädt zum Staunen und Schmunzeln ein. Den Abschluss des Heftes bildet eine Fotoserie, die sich umarmende Spieler zeigt. Mal Kontrahenten, mal Teamkollegen; vereint in Anerkennung, Trost und Freude. Eine Botschaft und Grundton des Heftes wird dabei noch einmal auf den Punkt gebracht: Fußball ist ein Sport, der verbindet.

Lesen Sie gerne auch das Interview mit dem Redakteur der Publikation Nik Afanasjew *Link zum Interview einfügen*