Lea Klipper


Im Jahre 2019 wurde Plowdiw die erste bulgarische Stadt, die zur europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde. Die im Süden gelegene Stadt ist nicht nur die zweitgrößte, sondern auch die älteste Stadt Bulgariens.

Das Programm wurde in vier thematische Bereiche untergliedert: „Fuse“, „Revive“, „Relax“ und „Transform“ (dt. verschmelzen, wiederaufleben, entspannen und umformen). Diese Bereiche bezogen sich laut den Organisator*innen auf die Eigenschaften der Stadt und dazu gehörten auch Kultur und Geschichte. „Together“ (dt. zusammen), war das Motto der Kulturhauptstadt und spiegelte sich in allen Teilbereichen des Programmes wider, in dem mehr als 300 Projekte und 500 Events zu finden waren.

Der Bereich „Fuse“ sollte die Grenzen zwischen verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen brechen und diese näher zusammenbringen. Ein wichtiger Punkt war dabei die Zusammenarbeit mit den Roma*nja. Bereits 2016 war Plowdiw Teil eines Programms zur Eingliederung marginalisierter Gruppen. Dabei sollten vermittelnde Netzwerke geschaffen werden. Schulen fungierten als kulturelle Zentren und als Bühne für kulturelle Events. Da Bildung ein wichtiges Gut ist, wurde vornehmend mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet, um ihnen eine bessere Zukunft bieten zu können. Das Ziel von „Fuse“ war es, isolierte und marginalisierte Gebiete aufzubrechen und einzubinden sowie dort die Bildung zu fördern.

Ein weiteres Ziel war es, die städtische Umgebung neu aufleben zu lassen. Dieses Projekt wurde „Transform“ genannt und in drei Gruppen eingeteilt: „Urban Dreams“, „River of Imagination“ und „EdYOUcate“ (dt. städtische Träume, Fluss der Fantasie, bilde dich). Zu den drei Gruppen gehörte zum einen die Wiederbelebung der städtischen Gebiete. Zum anderen wurden Ökologie- und Bildungsprojekte ins Leben gerufen und die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen gefördert.

Der Bereich „Revive“ beschäftigte sich mit dem Erhalt des kulturellen Erbes im zeitgenössischen Kontext. Der Zugang zur Kultur sollte verbessert und verbreitet werden, daher gab es verschiedene künstlerische Vorstellungen. Des Weiteren wurde den Menschen Kultur durch moderne Formen des Theaters sowie durch dessen Integration im öffentlichen Raum nähergebracht.

„Relax“ förderte ein nachhaltiges Leben, dazu gehört auch ökologisches Essen. Beispielsweise wurde ein Projekt organisiert, das zum Nachdenken über eine Veränderung in der Lebensmittelproduktion angeregte. Des Weiteren wurden klimaschonende Technologien und Produkte vorgestellt. Kreative und sportliche Aktivitäten waren ebenfalls ein Teil dieses Bereichs, um das Leben zu entschleunigen. Eine wichtige Rolle spielte dabei Musik, da es eine verbreitete Kunstform ist. Außerdem fanden zahlreiche Musikveranstaltungen statt.

Ein weiterer wichtiger Punkt des Programms war das sogenannte „Forum 2019“. In diesem Forum drehte sich alles um Bildung. Es gab Lesungen, Workshops und Veranstaltungen. Das Ziel bestand darin, Erfahrungen auszutauschen und verschiedene Themen zu diskutieren. Schon im Jahr 2015 wurde dieses Projekt ins Leben gerufen, um Fähigkeiten, Erfahrungen und Partnerschaften im kulturellen Bereich zu besprechen.

Das Motto „Together“ zog sich durch das gesamte Programm der Stadt. Menschen kamen zusammen und arbeiteten gemeinsam an Projekten, die vielfältig waren und unterschiedliche Ziele verfolgten. Neben Nachhaltigkeit standen Bildungsprojekte mit Menschen im Fokus. Das kulturelle Programm war insgesamt sehr umfangreich und obwohl es nicht alle Konflikte in den marginalisierten Gebieten lösen konnte, wurden erste Schritte getan.

 

Quellen

Travelicia. Plovdiv (Bulgarien) – spannende Reise in eine der ältesten Städte Europas, 03.08.2021, URL: https://www.travelicia.de/plovdiv-bulgarien-spannende-reise-in-eine-der-aeltesten-staedte-europas/

Plovdiv 2019, URL: https://plovdiv2019.eu/en

Plovdiv 2019, Programme Book: https://plovdiv2019.eu/data/fms/Plovdiv2019_ProgramBook_website.pdf

Fishman, Robert B.: Sinn und Unsinn von Kulturhauptstädten, Deutschlandfunk Kultur 23.09.202, URL: https://www.deutschlandfunkkultur.de/kreatives-europa-sinn-und-unsinn-von-kulturhauptstaedten-100.html

Bildquelle

Plovdivcitycard, URL: https://plovdivcitycard.com/wp-content/uploads/2018/12/plovdiv-together-2019.jpg