Seit Jahren steckt Griechenland in einer staatshaushalterischen Krise. Die Kürzungen, welche die normale Bevölkerung zu ertragen hatte und noch zu ertragen hat, sind kaum einer Gesellschaft im Nordwesten Europas zuzumuten. Aber statt Griechenland gesellschaftspolitisch zu stärken, wird weiterhin auf Griechenland eingeprügelt wie das Zeug hält. Die Flüchtlingskrise ist hier die nächste Krise, um auf den Angeknockten weiter einzudreschen. Man wird den Eindruck nicht los, dass die EU wie eine schlecht organisierte Schulklasse ist, in der immer die Schwachen auf die Kappe bekommen, weil die Anderen sie als Vorwand brauchen, um die eigenen Fehler zu übertünchen.
Was das in Bezug auf Griechenland bedeutet, sieht man wenn man sich die Kritik an der griechischen Flüchtlignspolitk anschaut. Natürlich ist Griechenland hier überfordert und die finanzielle Lage des Landes macht die Situation nicht leichter. Aber anstatt Verständnis und Unterstützung aufzubringen, wird Griechenland Versagen vorgeworfen. Man macht hier Griechenland zum Sündenbock, obwohl alle – speziell im Schengen-Raum – versagt haben. Aber es ist eben nicht das Versagen Griechenlands, sondern das Versagen Europas. Man muss also aufhören weiter auf Griechenland einzuprügeln und sich gemeinsam Gedanken machen, um die Problematik richtig anzupacken. Ein Ansatz dabei ist eine Intensivierung des Flüchtlingsdialogs zwischen Griechenland – als eines der primären Ankunftsländer für Flüchtlinge – und den anderen betroffenen europäischen Staaten. Es braucht eine gesamtheitliche Lösung und kein Prügelknabe!