Wenn ab 11. Juni in insgesamt 11 Städten Europas der Ball rollt und aus 24 Mannschaften der Fußball-Europameister ermittelt wird, ist auch Mittelost- und Südosteuropa mit zwei Stadien und sieben Mannschaften vertreten.

Die beiden Stadien sind die Puskás-Arena in Budapest und das Nationalstadion in Bukarest. In diesen werden jeweils drei Partien der Gruppenphase und eine des Achtelfinales ausgetragen.

Ein Überblick über die Gruppen der EM (Weltranglistenposition in Klammer):

GRUPPE A GRUPPE B GRUPPE C
Türkei (29.) Dänemark (10.) Niederlande (16.)
Italien (7.) Finnland (54.) Ukraine (24.)
Wales (17.) Belgien (1.) Österreich (23.)
Schweiz (13.) Russland (38.) Nordmazedonien (62.)
GRUPPE D GRUPPE E GRUPPE F
England (4.) Spanien (6.) Ungarn (37.)
Kroatien (14.) Schweden (18.) Portugal (5.)
Schottland (44.) Polen (21.) Frankreich (2.)
Tschechien (40.) Slowakei (36.) Deutschland (12.)

 

Pro Gruppe steigen die Teams auf Platz 1 und 2 in die K.O.-Phase auf, auch die vier besten Gruppendritten sind weiter mit dabei.
Die Paarungen für das Achtelfinale ergeben sich folgendermaßen:

 

Achtelfinale 1 Zweiter Gruppe A : Zweiter Gruppe B
Achtelfinale 2 Sieger Gruppe A : Zweiter Gruppe C
Achtelfinale 3 Sieger Gruppe C : Dritter Gruppe D/E/F
Achtelfinale 4 Sieger Gruppe B : Dritter Gruppe A/D/E/F
Achtelfinale 5 Zweiter Gruppe D : Zweiter Gruppe E
Achtelfinale 6 Sieger Gruppe F : Dritter Gruppe A/B/C
Achtelfinale 7 Sieger Gruppe D : Zweiter Gruppe F
Achtelfinale 8 Sieger Gruppe E : Dritter Gruppe A/B/C/D

 

Im Folgenden werden die sieben Mannschaften im Einzelnen kurz vorgestellt und ein Ausblick auf deren Chancen im Turnier gegeben.

Ukraine

Die Ukraine beendete die Qualifikation ohne Niederlage und gewann dort ihre Gruppe vor Portugal. Die bekanntesten Namen im Team sind die Legionäre und Mittelfeldspieler Ruslan Malinovskyi (Atalanta Bergamo, Italien), Oleksandr Zinchenko (Manchester City, England) und Andriy Yarmolenko (West Ham United, England). Das mit diesen drei starken Spielern besetzte Mittelfeld ist das Herzstück der Mannschaft. Das restliche Team setzt sich hauptsächlich aus Profis der beiden stärksten ukrainischen Klubs Dynamo Kiew und Shakhtar Donetsk zusammen. Auf der Trainerbank sitzt seit 2016 mit Andrij Schewtschenko der ehemalige Rekordtorjäger der ukrainischen Nationalmannschaft. Bei den letzten beiden Europameisterschaften schied das Team jeweils nach der Gruppenphase aus. Diesmal stehen die Chancen nicht schlecht, hinter dem Gruppenfavoriten Niederlande noch einen Platz für das Achtelfinale zu ergattern. Dort würden mit den Siegern der Gruppen A, E und F jeweils sehr starke Gegner warten.

Nordmazedonien

Der wohl größte Ausseinseiter bei dieser EM ist wohl Nordmazedonien, das sich über das Play-off für die Gruppenphase qualifizieren konnte. Dort setzte sich das Team aus Südosteuropa gegen Kosovo und Georgien durch und erhielt den Startplatz für kleinere Fußballnationen, die so die Möglichkeit erhalten sollen, auch einmal an einem großen Turnier teilnehmen zu können. Nichtsdestotrotz konnte das Team zuletzt mit einem 2:1 Sieg über Deutschland überraschen. Anführer der Mannschaft ist Rekordnationalspieler und -torschütze Goran Pandev (117 Spiele, 38 Tore), der bereits bei großen Namen wie Inter Mailand und SSC Neapel unter Vertrag stand. Der Trainer Igor Angelovski, ein Landsmann, konnte das mazedonische Team seit 2015 zu einer Einheit formen und in der Weltrangliste über 100 Plätze weiter nach vorne führen. In der Gruppe C könnte die nordmazedonische Mannschaft das Züglein an der Waage sein, wenn es um den Aufstieg ins Achtelfinale geht. Eine große Chance dieses zu erreichen haben die Nordmazedonier jedoch nicht.

Kroatien

Der Vizeweltmeister von 2018 gewann seine relativ homogen besetzte Qualifikationsgruppe vor den anderen EM-Teilnehmern Wales, Slowakei und Ungarn. Die Mannschaft hat bereits ihren Zenit überschritten, ist aber nach wie vor mit bekannten Namen gespickt. Um Kapitän und Mittelfeldstratege Luka Modrić, der bei Real Madrid unter vertrag steht, scharen sich weitere Helden des Vize-Weltmeister-Teams: der schnelle Flügelspieler Ivan Perišić (Inter Mailand), die beiden Stürmer Ante Rebić (AC Milan, Italien) und Andrej Kramarić (TSG Hoffenheim, Deutschland), die Mittelfeldspieler Mateo Kovačić (Chelsea FC, England) und Marcelo Brozović (Inter Mailand), sowie die Verteidiger Domagoj Vida (Besiktas Istanbul), Dejan Lovren (Zenit St. Petersburg) und Duje Ćaleta-Car (Olympique Marseille). Einzige große Schwachstelle im Team ist die Torhüterposition, wo kein Mann mit großer internationaler Erfahrung zur Verfügung steht. In den Partien gegen Tschechien und Schottland ist die kroatische Mannschaft jeweils Favorit. Das erste Gruppenspiel ist aber die Begegnung mit England, das zu den großen Anwärtern auf den EM-Titel zählt. Im Achtelfinale könnte Kroatien auf Polen oder Schweden aus der Gruppe E treffen. Bei einem Gruppensieg würde das Los sogar ein Team aus der weit stärker besezten Gruppe F (siehe Tabelle oben) bedeuten. Mit etwas Glück ist das Erreichen des Viertelfinales möglich.

Tschechien

Die letzte goldene Generation des tschechischen Fußballs mit Legenden wie Pavel Nedvěd und Karel Poborský liegt nun schon fast zwei Jahrzehnte zurück. 1996 wurde der zweite Platz und 2004 das Halbfinale der Europameisterschaft erreicht. Die Qualifikation für die diesjährige EM gelang in Duellen gegen Kosovo, Bulgarien und Montenegro Große Namen fehlen im Team, gut die Hälfte der Spieler verdient sein Geld in der tschechischen Liga. Die international bekannteren Legionäre sind der Vladimír Coufal und Tomáš Souček (beide West Ham United, England), sowie der 25 jährige Stürmer Patrik Schick (4 Tore in der Qualifikation; Bayer 04 Leverkusen). Gegen England und Kroatien ist die tschechische Mannschaft jeweils Außenseiter, das Duell mit Schottland wird wohl entscheident sein, ob das Team noch einen Platz für das Achtelfinale ergattern kann, womöglich als einer der besten vier Gruppendritten.

Polen

Star der polnischen Mannschaft ist ihr Kapitän Robert Lewandowski, seines Zeichens Weltfußballer des Jahres 2020. Mit 41 Treffern in der deutschen Bundesliga, wo der Stürmer bei Bayern München unter Vertrag steht, ist er zudem Europas erfolgreichster Torjäger der Saison 2020/21. In der Qualifikation zur Europameisterschaft steuerte der Rekordspieler und -torschütze Polens (118 Spiele, 66 Tore) 6 Treffer zum Gruppensieg seiner Mannschaft bei. Vieles im Spiel der Polen wird somit auf Lewandowski ausgerichtet sein. Die Mehrheit der Spieler verdient ihr Geld in Englands und Italiens erster und zweiter Liga. Mit Wojciech Szczęsny, seit 2018 Stammtorhüter bei Juventus Turin, steht ein Mann von internationaler Klasse zwischen den Pfosten. Seit 2008 konnte sich die polnische Mannschaft immer für die EM-Endrunde qualifizieren, 2016 erreichte man das Viertelfinale. In dieses könnte heuer der Weg im Achtelfinale über Kroatien führen, sollte den Erwartungen entsprechend hinter Gruppenfavorit Spanien der zweite Platz belegt werden.

Slowakei

Die slowakische Mannschaft bestritt ihre Qualifikation gegen die anderen EM Teilnehmer Kroatien, Wales und Ungarn, sowie Gastgeberland Aserbaidschan. In dieser Gruppe erreichten die Slowaken den dritten Rang und schafften im zweiten Anlauf über Play-Off Duelle mit Irland und Nordirland den Sprung zur Endrunde. Wichtige Säule der Mannschaft ist der Routinier und Kapitän Marek Hamšík, der schon 2010 mit dabei war, als die Slowakei bei der WM Italien besiegte und ins Achtelfinale vorstieß. Zudem ist Hamšík Rekordspieler und -torschütze seines Landes (126 Spiele, 26 Tore). Spielerisch hat das Team leider nicht die großen Qualitäten und setzt daher auf eine kompakte Defensive. Dort ist mit Abwehrchef Milan Škriniar allerdings ein Mann von internationaler Klasse am Werk. Er wurde heuer mit Inter Mailand italienischer Meister. In Gruppe C mit Spanien, Schweden und Polen ist die Slowakei der große Underdog und wird aller Voraussicht nach schon nach drei Spielen drei Spielen das Turnier verlassen müssen.

Ungarn

Nach dem Fall des eisernen Vorhangs war Ungarns Fußball-Nationalteam in der Versenkung verschwunden. Die ganz großen Erfolge und Sehnsuchtsorte des Ungarischen Fußballs, die Vizeweltmeisterschaften 1938 und 1954, lagen auch da schon lange zurück. Zwischen 1986 und 2016 gelang keine Qualifikation für eines der Turniere. Dann kam die überraschende Teilnahme an der EM 2016, bei der am Ende der Gruppensieg und das erreichen des Achtelfinales stand. Dementsprechend euphorisch ist die Stimmung in Ungarn, nachdem abermals die Qualifikation über das Play-Off gelang. Dort hat man nun in der „Hammergruppe“ mit Frankreich, Portugal und Deutschland nichts zu verlieren und kann jeden Punktgewinn als großen Erfolg feiern. Der Aufstieg in das Achtelfinale wäre eine noch größere Sensation als 2016. Die Stärke der Mannschaft liegen in der Defensive, wo mit Abwehrchef Willi Orbán und Torhüter Péter Gulácsi zwei Topspieler vom letztjährigen Championsleague-Halbfinalisten und heurigen deutschen Vize-Meister RB Leipzig zur Verfügung stehen. Großer Wermutstropfen ist der Ausfall des jungen Ausnahmetalents und Ungarns Sturmhoffnung Dominik Szoboszlai (ebenfalls RB Leipzig). Für große Torgefahr aus dem Spiel heraus steht Ungarns Nationalmannschaft allerdings nicht: Bester Torschütze der Qualifikation war mit drei Toren nach Standardsituationen Abwehrchef Willi Orbán.

Rumänien, das sich nicht für die Endrunde qualifizieren konnte, stellt die beiden Schiedsrichter Ovidiu Hațegan und István Kovács. Aus Slowenien ist der Schiedsrichter Slavko Vinčić mit dabei.

Zum Abschluss für alle Interessierten noch ein Terminkalender für die Spiele der sieben vorgestellten Mannschaften in der Gruppenphase (Anstoßzeiten MESZ):

Sonntag, 13. Juni
15 Uhr          England – Kroatien
18 Uhr          Österreich – Nordmazedonien
21 Uhr          Niederlande – Ukraine

Montag, 14. Juni
15 Uhr          Schottland – Tschechien
18 Uhr          Polen – Slowakei

Dienstag, 15 Juni
18 Uhr          Ungarn – Portugal

Donnerstag, 17. Juni
15 Uhr          Ukraine – Nordmazedonien

Freitag, 18. Juni
15 Uhr          Schweden – Slowakei
18 Uhr          Kroatien – Tschechien

Samstag, 19. Juni
15 Uhr          Ungarn – Frankreich
21 Uhr          Spanien – Polen

Montag, 21. Juni
18 Uhr          Nordmazedonien – Niederlande
Ukraine – Österreich

Dienstag, 22. Juni
21 Uhr          Tschechien – England
Kroatien – Schottland

Mittwoch, 23. Juni
18 Uhr          Slowakei – Spanien
Schweden – Polen
21 Uhr          Deutschland – Ungarn