Bald täglich liest man über den Massenexodus aus Kosovo. Etwa 50’000 Kosovaren haben in den letzten Monaten Ihre Heimat verlassen um, beispielsweise in Deutschland, Österreich und der Schweiz, einen Ausweg aus der Armut zu finden. Der Kosovo scheint sieben Jahre nach der, von vielen Staaten anerkannten, Unabhängigkeit immer weniger fähig zu sein seinen Bürgern eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen.

Dies ruft dabei die folgende Frage auf, Wieso ist Kosovo in dieser Situation eines faktisch gescheiterten Staates, bei der ein Teil der Bevölkerung regelrecht wegflüchtet?

Einer der großen zeitgenössischen Probleme ist, dass der Kosovo unter einem politischen Vakuum leidet. Einerseits ist die Situation mit Serbien noch nicht abgeschlossen in Bezug auf den Unabhängigkeitsstatus. Serbien ist momentan weder bereit seinen Anspruch auf Kosovo aufzugeben noch die Unabhängigkeit anzuerkennen. Anderseits macht die Diskussion über ein Großalbanien die geo- und kulturpolitische Lage auf dem Balkan kompliziert.

Gleichzeitig ist eine weitere internationale Anerkennung ins Stocken geraden. Zum Beispiel Spanien, Rumänien und die Slowakei, alle drei EU-Mitglieder, wollen Kosovo als Staat nicht anerkennen, weil sie selbst mit Minderheiten zu tun haben, die in einigen Fällen nach mehr Autonomie oder Unabhängigkeit streben. Eine Anerkennung Kosovos würde somit die eigene staatliche Integrität in Frage stellen.

Diese schwierige Situation innerhalb der EU führt dazu, dass es keinen fassbaren europäischen Standpunkt zu Kosovo gibt. Das bevorstehende Assoziierungsabkommen mit der EU ist ein wichtiger Ansatz, aber reicht nicht aus um Kosovo entscheidend voranzubringen. Nur ein zweifelsfreier EU-Beitrittsausblick kann Kosovo aus dem politischen Vakuum reißen. Doch ein Prozess hin zu einer EU-Mitgliedschaft wird momentan von ein paar Staaten blockiert. Folglich wird der Kosovo für eine längere Zeit keine eindeutige EU-Perspektive erhalten.

Aber um politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fortschritte zu machen braucht Kosovo unbedingt klare Verhältnisse und Perspektiven. Doch das beschriebene politische Vakuum lässt Kosovo in einem indifferenten Zustand dahinsiechen, was mitunter auch Korruption, soziale Resignation und ökonomische Unsicherheit zur Folge hat. Es ist deshalb keine Überraschung, dass Menschen verzweifelt ihre Koffer packen und emigrieren. (RMO)