Nach neun Monaten Freiwilligendienst in Polen habe ich gelernt: ich bin Europäerin.

Erstaunt blicke ich mich um. Ich bin knapp drei Stunden von der deutschen Grenze entfernt. Eine seltsame Mischung aus Vertrautem und Fremden umgibt mich. Ich bin in Polen und werde hier neun Monate lang einen Freiwilligendienst absolvieren.

Das war im Jahr 2011. Kurz nach meinem Abitur zog es mich in die Fremde. Im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienst (EFD) habe ich für neun Monate gemeinsam mit fünf anderen Freiwilligen in der Fundacija Dom Pokju (Organisation „Haus des Friedens“) in Wroclaw, Polen gearbeitet. Unsere Aufgabe war es vor allem die Menschen des Stadtteils Nadordrze für interkulturellen Austausch und Europa zu begeistern. Gemeinsamen haben wir etwa Kochnachmittage veranstaltet, Englisch unterrichtet und ein Fußballturnier gegen Rassismus organisiert.

Der europäische Freiwilligendienst wird über das EU-Programm Erasmus+ gefördert. Teilnehmer müssen zwischen 17 und 30 Jahre alt sein. Insgesamt waren, nach einer Studie des Arbeitskreis Helfen und Lernen in Übersee, im Jahr 2014 449 deutsche Teilnehmer im Rahmen des EFD im Ausland. Damit ist die Zahl der Teilnehmer deutlich geringer als bei anderen staatlich geregelten Diensten. Die Projekte in denen die Freiwilligen arbeiten können, dauern zwischen vier Wochen und zwölf Monaten.

Bildung, Ökotourismus oder Medien: die Auswahl möglicher Projekte ist groß. Es gibt unterschiedliche Wege zu einem EFD Platz. Es gibt die Möglichkeit sich direkt über eine Entsendeorganisation auf ein bestimmtes Projekt zu bewerben. Allerdings kann auch erst in unterschiedlichen Datenbanken nach einem passenden Projekt gesucht und erst in einem zweiten Schritt eine Entsendeorganisation ausgewählt werden. Während des Dienstes bekommen die Freiwilligen Taschengeld und eine Unterkunft im Gastland.

In meinem Fall arbeitete meine Entsendeorganisation schon länger mit der Fundacija Dom Pokoju zusammen. Daher konnte ich mich direkt bei der polnischen Organisation bewerben. Umfangreiche Seminare vor, nach und während meines Aufenthalts rundeten das Programm ab. Besonders die beiden Seminare in Polen und der Austausch mit anderen Freiwilligen, haben meinen Aufenthalt sehr bereichert. Weitere Informationen zum genauen Ablauf gibt es auf https://www.go4europe.de/

Auch wenn der Aufwand vergleichsweise groß war, möchte ich meine Zeit in Polen nicht missen. Nach 9 Monaten war für mich klar: Ich bin Europäerin. Vorher war ich mir nicht bewusst wie sehr ich von der europäischen Union profitiere. Für mich war es lange selbstverständlich, dass in meinem Land Frieden herrscht und ich mit meinem Personalausweis Grenzen überqueren kann. Viele spannende Begegnungen haben meinen Horizont ungemein erweitert und mich neugierig auf Mittelosteuropa gemacht.

 

Quelle : http://www.entwicklungsdienst.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen_AK/_15/Erhebung_Int_FWD_2014.pdf